Max Kommerell

  • geboren am 25. Februar 1902 in Münsingen
  • Kommerell studiert Deutsch, Griechisch, Philosophie und Französisch in Tübingen, Heidelberg und Marburg
  • während des Studiums Anhänger des George-Kreises; Liebling von Stefan George
  • 1931-1941 Dozent bzw. Professor an der Universität Frankfurt am Main
  • gestorben im Jahr 1944

Max Kommerell wurde am 25. Februar 1902 in Münsingen (Baden-Württemberg) als Sohn des Oberamtsarztes Eugen Kommerell und seiner Ehefrau Julie geboren. Er besuchte das humanistische Gymnasium in Cannstatt, [1] welches er am 17. Oktober 1919 mit der Gesamtnote „Gut“ abschloß. [2] Anschließend studierte Kommerell Deutsch, Griechisch, Philosophie und Französisch [3] in Tübingen, Heidelberg und Marburg. Während seines Studiums war Kommerell auch begeisterter Anhänger des George-Kreises und wurde schnell zum Liebling des charismatischen Stefan George. [4] Im Jahr 1924 wurde Kommerell in Marburg mit einer Dissertation zu dem Thema „Jean Pauls Verhältnis zu Rousseau“ promoviert. [5] Während dieser Zeit begann Kommerell sich auch langsam von dem George-Kreis zu lösen. So beschloß er für seine Habilitation eine neue Wirkungsstätte zu suchen und fand sie in Frankfurt. Während sich Kommerell in seiner Dissertation mit einer Thematik aus der neueren deutschen Literatur auseinandersetzte, beschäftigte er sich in seiner Habilitation mit einer Themenstellung aus der älteren deutschen Literatur. Der Titel seiner Arbeit lautet „Die Stabkunst des deutschen Heldenliedes“. [6] Bereits am 14. Juli 1930 konnte er seine Habilitation erfolgreich beenden und bekam die „venia legendi für das Gesamtgebiet der deutschen Sprach- und Schriftengeschichte unter Bevorzugung des neuhochdeutschen Schrifttums“ verliehen. [7] Nach seiner Habilitation war er einige Jahre als Privatdozent an der Universität in Frankfurt tätig, wo er literaturhistorische Vorlesungen mit den Schwerpunkten Barock, Klassik und Romantik hielt. In der Zeit von 1934 bis 1938 vertrat Kommerell  Lehrstühle in Bonn und Köln. Ab 1939 lehrte Kommerell in Frankfurt deutsche Literaturwissenschaft, bevor er im Jahr 1941 an die Universität nach Marburg berufen wurde, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1944 [9] im Bereich der deutschen Philologie lehrte.

 


[1] Vgl. Christian Weber, Max Kommerell. Eine intellektuelle Biographie. Berlin, New York 2011, S. 31.
[2] Vgl. ebd., S. 31.
[3] Vgl. Karl-Gustav Gerold, In memoriam Max Kommerell. In: Alma Mater Philippina (SoSe 1972). S. 14-16, hier: S. 14.
[4] Vgl. Weber (Anm. 1), S. 54.
[5] Vgl. ebd., S. 66
[6] Max Kommerell, Die Stabkunst des deutschen Heldenliedes. Ein Exemplar der Habilitationsarbeit befindet sich im Nachlass von Max Kommerell, Literaturarchiv Marbach. Vgl. dazu Ulrich Wyss
[7] Vgl. Frankfurt a. M., Universitätsarchiv. Pers.-Akte. Kommerell, Bl. 72.
[9] Vgl. Frankfurt a. M., Universitätsarchiv. Pers.-Akte. Kommerell, Bl. 47.

1919-1924 Studium der Deutschen Philologie, Geschichte, Philosophie, Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Romanischen Philologie in Tübingen, Heidelberg und Marburg
1924 Promotion an der Universität Marburg bei Ernst Elster. Dissertation: "Jean Pauls Verhältnis zu Rousseau. Nach den Haupt-Romanen vorgestellt"
1930 Habilitation an der Universität Frankfurt am Main bei Hans Naumann (gefördert und eigentlich betreut wurde die Arbeit von Andreas Heusler, Basel). Habilitationsschrift (ungedruckt): "Die Stabkunst des deutschen Heldenliedes"
1931-1938 Privatdozent für Germanische Philologie an der Universität Frankfurt am Main
1933 Amt des Dozentenführers, welches er 1934 verlor, da er sich für den abgesetzten Universitätskurator Kurt Riezler einsetzte
SoSe 1934 Vertretung des Lehrstuhls für Deutsche Literaturgeschichte an der Universität Bonn
SoSe 1938 Vertretung des Lehrstuhls für Neuere deutsche Philologie an der Universität Köln
1938-1939 Nichtbeamteter außerordentlicher Professor für Germanische Philologie an der Universität Frankfurt am Main
1939-1941 Außerplanmäßiger außerordentlicher Professor für Germanische Philologie in Frankfurt
1941-1944 Direktor des Germanischen Seminars / Ordinarius der Deutschen Philologie an der Universität Marburg
SoSe 1944 beurlaubt, angekündigte Vorlesungen aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr gehalten

Monographien

  • Jean Pauls Verhältnis zu Rousseau. Nach den Haupt-Romanen dargestellt. Marburg an der Lahn 1925 (Dissertation).
  • Der Dichter als Führer in der deutschen Klassik. Klopstock. Herder. Goethe. Schiller. Jean Paul. Hölderlin, Berlin 1928.
  • Die Stabkunst des deutschen Heldenliedes. Ungedruckte Habilitationsschrift.
  • Jean Paul. Frankfurt am Main 1933.
  • Das Volkslied und das Deutsche Lied. Frankfurt am Main 1936.
  • Lessing und Aristoteles. Untersuchung über die Theorie der Tragödie. Frankfurt am Main 1940.
  • Geist und Buchstabe der Dichtung. Goethe [ab der 2. Aufl.: - Schiller] - Kleist - Hölderlin. Frankfurt am Main 1940.
  • Gedanken über Gedichte. Frankfurt am Main 1943.
  • Beiträge zu einem deutschen Calderon. 2 Bände, Frankfurt am Main 1946.
  • Dichterische Welterfahrung. Essays. Hrsg. von Hans-Georg Gadamer. Frankfurt am Main 1952.

Aufsätze und Reden (in Auswahl)

  • Hugo von Hofmannsthal. Eine Rede (Öffentliche Antrittsrede, gehalten am 1.11.1930 an der Universität Frankfurt am Main). Frankfurt am Main 1930.
  • Jugend ohne Goethe (Vortrag, gehalten in Frankfurt am Main, Januar 1931). Frankfurt am Main 1931.
  • Schiller als Gestalter des handelden Menschen (Gedenkrede, gehalten an der Univ. Bonn, 09.11.1934). Frankfurt am Main 1934.
  • Grillparzer. Ein Dichter der Treue. In: Die Neue Rundschau, 47 (1936), H. 4, S. 362-371.
  • Jean Paul in Weimar. In: Das Innere Reich 3 (1936), S. 47-65.
  • Goethes indische Balladen. In: Goethekalender auf das Jahr 1937. Leipzig 1937, S. 158-185.
  • Die Sprache und das Unaussprechliche. Eine Betrachtung über Heinrich von Kleist. In: Das Innere Reich 4 (1937), S. 654-697.
  • Die letzte Szene der Faustdichtung. Ein Interpretationsversuch. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 77 (1940), Bd. 77, S. 175-188.
  • Das Problem der Aktualität in Hölderlins Dichtung. In: Geist der Zeit, Wesen und Gestalt der Völker. Organ des Deutschen Akademischen Austauschdienstes 19 (1941), S. 570-580.
  • Novalis: Hymnen an die Nacht. In: Gedicht und Gedanke. Hrsg. von H. O. Burger. Halle 1942, S. 202-236.
SoSe 1931 Geschichte des deutschen Verses
Goethes Dramen außer Faust
Übungen zu Heinrich von Kleist
WiSe 1931/32 Heinrich von Kleist
Grillparzer, Stifter, Hofmannsthal
Interpretations- und Stilübungen zu Goethes Altersdichtung
SoSe 1932

Goethes Leben als Selbstgestaltung
Romantische Triebkräfte
Humor in deutscher Dichtung
Übung zu Schiller und die romantische Kunstlehre
WiSe 1932/33 Hoch- und Spätromantik
Nietzsche und das deutsche Erbe
Nietzsche und der Humanismus (zus. mit Reinhardt)
Übungen für Fortgeschrittene zu Kirche und Staat in der Romantik
SoSe 1933 Nietzsche und George (Vorlesung)
Übungen über die Gebrüder Grimm
WiSe 1933/34

Typen der dramatischen Dichtung (Weltliteratur)
Übung zur Romantische Lyrik und Volklied
Colloquium über “Typen der dramatischen Dichtung"
SoSe 1934


Der große Roman von Grimmelshausen bis Stifter
Goethes Dichtung
Deutscher Geist und Antike (in Zusammenarbeit mit Otto)
Übungen zur Wertfrage
Colloquium: “Wonach werte ich?”
WiSe 1934/35

Brentano, Eichendorff, E.T.A. Hoffmann
Die großen Romane des deutschen Schrifttums
Übungen über Goethe als Kritiker
SoSe 1935

Nietzsches Zarathustra
Drama und Roman im Barock
Colloquium über den deutschen Vers
Übungen zu Schillers dramatischen Fragmenten
WiSe 1935/36

Heinrich von Kleist
Märchen und Märchendichtung
Übungen über Cl. Brentano
SoSe 1936

Clemens Brentano
Lyrik des 18. und 19. Jahrhunderts
Übungen zu Shakespeare und das deutsche Drama
WiSe 1936/37


Geschichte des deutschen Romans
Erklärung von Faust 2. Teil
Das Wunderhorn
Übung: Qualitätsfrage innerhalb der Lyrik
SoSe 1937


Geschichte des Dramas in Deutschland
Hans Sachs
E.T.A. Hoffmann
Übung zur Novelle
WiSe 1937/38


Das 18. Jahrhundert
Hölderlin
Colloquium über Versgeschichte
Übung: Die Ballade als Gattung
SoSe 1938


Geschichte der Barockbühne u. des Barockdramas
Kleist
Hölderlins Elegien und Hymnen
Metrische Analyse der althochdeutschen Stabdichtung
WiSe 1938/39


Bühne und Drama im Barock
Metrische Analyse der althochdeutschen Stabdichtung
Hölderlins Elegien und Hymnen
Übungen zu Goethes Wanderjahren
SoSe 1939

Bühne und Drama im Barock
Hölderlins Elegien und Hymnen
Übungen über Goethes Wanderjahre
WiSe 1939/40

Schiller, Kleist, Grillparzer
Die lustige Person im Drama
Übungen zur Volksballade (in Zusammenarbeit mit Hartner)
Trimester 1 1940 Schiller, Kleist, Grillparzer
Die lustige Person im Drama
Proseminar: Lessings Hamburgische Dramaturgie
Trimester 2 1940 Große deutsche Romane
Wien und Paris als Theaterstädte
Proseminar: Grimmelshausen Simplizissmus
Trimester 3 1940 Deutsche Lyrik
Von der Wanderbühne zum stehenden Theater
Proseminar: Volksmärchen und Kunstmärchen in der Romantik
Trimester 1 1941 Lyrik im 19. Jahrhundert (Fortsetzung)
Anfänge der stehenden Bühne (Fortsetzung)
Proseminar: Das bürgerliche Drama
SoSe/WiSe 1941 Kommerell wird im Verzeichnis als Außerplanmäßiger Professor aufgeführt
(Wechsel nach Marburg)

(Bild: Arbeitsstelle für literarische Museen, Archive und Gedenkstätten in Baden-Württemberg)

Max Kommerells Zeit im George-Kreis

Am 17. Oktober 1919 schließt Kommerell das humanistische Gymnasium in Cannstatt mit der Gesamtnote „Gut“ ab und beginnt im kommenden Semester sein Studium an der Universität Tübingen. Doch bereits im Sommersemester 1920 wechselt er ... [weiterlesen]

Max Kommerell an der Frankfurter Universität

Im Jahr 1924 promoviert Max Kommerell mit seiner Dissertation „Jean Pauls Verhältnis zu Rousseau“ an der Marburger Universität. Sofort nach erfolgreicher Promotion beginnt Kommerell mit den Vorbereitungen für seine Habilitation ...[weiterlesen]

Quellen

[Einsehen]