Julius Schwietering

  • geboren 1884 in Engter bei Osnabrück; gestorben 1962 in Frankfurt am Main
  • 1924 bis 1952 Professor für deutsche Sprache und Literatur in Leipzig, Münster, Frankfurt am Main und Berlin
  • seit 1933 förderndes Mitglied der SS sowie Mitgliedschaften im Nationalsozialistischen Lehrerbund, im Reichskolonialbund, im Reichsluftschutzbund und in der NSV
  • 1939 bis 1962 Herausgeber der ,Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur‘
  • seit 1939 ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften
  • seit 1940 korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
  • seit 1943 Mitglied der Kommission für die Herausgabe der Werke Meister Eckharts
  • seit 1955 Ehrenmitglied der Stiftung ,Institut für Sozialforschung‘

Julius Schwietering, geboren am 25. Mai 1884 in Engter bei Osnabrück, wurde nach der Promotion 1908 durch Edward Schröder in Göttingen und der Habilitation 1921 in Hamburg, wo er zuerst die Museumslaufbahn eingeschlagen hatte und dann 1923 Direktor des Kunstgewerbe- und Historischen Museums in Bremen wurde, 1924 als beamteter außerordentlicher Professor für Deutsche Sprache und Literatur nach Leipzig, 1928 als ordentlicher Professor nach Münster, und schließlich, im Alter von 48 Jahren, 1932 nach Frankfurt berufen. 1938 erhielt er den Ruf auf den Lehrstuhl für Deutsche Philologie in Berlin, womit er Nachfolger von Arthur Hübner und damit auch von Gustav Roethe und Wilhelm Scherer, letztlich und indirekt auch von Moriz Haupt und Karl Lachmann wurde und so den zu dieser Zeit wohl renommiertesten altgermanistischen Lehrstuhl Deutschlands erlangte. Schwietering hatte damit den Höhepunkt seiner akademischen Laufbahn erreicht, die unter anderem noch durch die Aufnahme in die Preußische sowie in die Bayerische Akademie der Wissenschaften gekrönt wurde. Als Inhaber des Berliner Lehrstuhls wurde er außerdem qua Satzung der ,Gesellschaft für deutsche Philologie‘ deren Vorsitzender und übernahm zudem 1939 als Nachfolger seines Lehrers die Herausgeberschaft der ,Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur‘; er kann zu dieser Zeit also als einer der wichtigsten Männer der Altgermanistik und des altgermanistischen Wissenschaftsbetriebs gelten. 1945 ging Schwietering zurück nach Frankfurt, wo er erneut bis zu seiner Emeritierung 1952 lehrte; er starb ebendort 1962.

Studium der Germanistik, Anglistik, Theologie, Kunstgeschichte, Volkskunde und Altertumskunde in Göttingen

1908 Promotion in Göttingen („Singen und Sagen“)
1921 Habilitation in Hamburg („Die Demutsformel mittelhochdeutscher Dichter“)
1924 beamteter ao. Professor für Deutsche Sprache und Literatur in Leipzig
1928 Professor für Deutsche Sprache und Literatur in Münster
1932 Professor für deutsche Philologie in Frankfurt am Main
1938 Professor für deutsche Philologie in Berlin
1945 Professor für deutsche Sprache und Literatur in Frankfurt am Main
1952 Emeritierung

Monographien

  • Singen und Sagen. Göttingen 1908 (Dissertation).
  • Die Demutsformel mittelhochdeutscher Dichter (Abhandlungen der Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, philolog.-hist. Kl., NF 17, 3). Berlin 1921 (Habilitation).
  • Die deutsche Dichtung des Mittelalters (Handbuch der Literaturwissenschaft). Potsdam o. J. [1941].
  • Der Tristan Gottfrieds von Straßburg und die Bernhardische Mystik (Abhandlungen d. Preuß. Akad. d. Wiss., philol.-hist. Klasse 1943, Nr. 3), Berlin 1943.
  • Zur Autorschaft von Seuses Vita. Humanismus, Mystik und Kunst in der Welt des Mittelalters (Studien und Texte zur Geistesgeschichte des Mittelalters 3). Leiden, Köln 1953.

Aufsätze (Auswahl)

  • Mittelalterliche Dichtung und bildende Kunst. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 60 (1923), S. 113–127.
  • Einwürkung der Antike auf die Entstehung des frühen deutschen Minnesangs. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 61 (1924), S. 61–82.
  • Über den liturgischen Ursprung des mittelalterlichen geistlichen Spiels. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 62 (1925), S. 1–20.
  • Typologisches in mittelalterlicher Dichtung. In: Vom Werden des deutschen Geistes. Festgabe für Gustav Ehrismann. Hrsg. von Paul Merker und Wolfgang Stammler. Berlin, Leipzig 1925, S. 40–55.
  • [Vorstellung der germanistischen Disziplin:] Ältere deutsche Literatur und Sprache. In: Deutsche Wissenschaft. Arbeit und Aufgabe [Dem Führer und Reichskanzler zu seinem 50. Geburtstag]. Leipzig 1939, S. 34–35.
  • Wolframs Parzival. In: Von deutscher Art in Sprache und Dichtung. Hrsg. im Namen der germanistischen Fachgruppe von Gerhard Fricke, Franz Koch und Klemens Lugowski. Stuttgart, Berlin 1941, Bd. 2, S. 235–248.
  • Parzivals Schuld. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 81 (1944), S. 44–68.
  • Der Liederzyklus Heinrichs von Morungen. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 82 (1948/50), S. 77–104.
  • Natur und art. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 91 (1961/62), S. 108–137.
  • Gottfried’s Tristan. In: Germanic Review 29 (1954), S. 5–17.

Gesammelte Werke

  • Julius Schwietering: Philologische Schriften. Hrsg. von Friedrich Ohly und Max Wehrli München 1969.
WiSe 1932/33 Probleme der deutschen Wortbedeutung
Mittelhochdeutsche Grammatik
Althochdeutsche Übungen
Gemeinschaftssprache und Gemeinschaftsdichtung
SoSe 1933 Germanische und gotische Grammatik
Höfische Dichtung des deutschen Mittelalters
Gotische Übungen
Minnesangs Frühling
WiSe 1933/34 Germanische und deutsche Dichtung von ihren frühesten Anfängen bis zur Ottonenzeit
Mittelhochdeutsche Übungen
Wolframs ,Parzival‘
SoSe 1934 Einführung ins Althochdeutsche
Die hochmittelalterliche Ritterdichtung der Blütezeit
,Heliand‘
Die ethischen Grundlagen der mittelalterlichen Dichtung
WiSe 1934/35 Walther von der Vogelweide und die nachwaltherische Lyrik
Heinrich der Glichezaere, ,Reinhart Fuchs‘
Das mittelalterliche geistliche Spiel
SoSe 1935 Geschichte der deutschen Dichtung in höfischer und nachhöfischer Zeit
Altnordische Übungen
Gottfrieds ,Tristan‘
Sitte und Brauch im rheinfränkischen Gebiet
WiSe 1935/36 Historische deutsche Grammatik
Minnesang
SoSe 1936 Deutsche Dichtung der salischen und frühstaufischen Zeit
Althochdeutsche Übungen
Frühmittelhochdeutsch
Anleitung zu volkskundlichen Arbeiten
WiSe 1936/37 Gotische und althochdeutsche Grammatik
Gotische Übungen
Übungen zur germanischen und deutschen Heldensage
SoSe 1937 Germanische und deutsche Dichtung von ihren frühesten Anfängen bis zur Ottonenzeit
Übungen zur germanischen und deutschen Heldensage
,Heliand‘
WiSe 1937/38 Gotische und althochdeutsche Grammatik
Hartmanns ,Gegorius‘
Spruch und Lehrdichtung im 18. Jahrhundert
Übungen zum Problem der Volkssprache
SoSe 1938 Höfische Dichtung der Blütezeit
Otfrid
Späthöfische Lyrik
Volkstracht und Volkssitte
Julius Schwietering

(Bild: J. Schwietering, Philologische Schriften. München 1969)

Schwieterings Stellung zum Nationalsozialismus

Julius Schwieterings Beitrag zur Erforschung der mittelalterlichen deutschen Literatur erscheint aus heutiger Perspektive marginal. Dieser Eindruck resultiert dabei nicht einmal in erster Linie aus dem angesichts einer fast fünfzigjährigen Forschungstätigkeit insgesamt doch recht kleinen Umfang seines wissenschaftlichen Œuvres, sondern ... [Weiterlesen]

Quellen und Literaturverzeichnis

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