Akademischer Werdegang

Nachdem Ludwig Wolff 1922 in Göttingen habilitiert worden war, bemühten sich der Dekan der Philosophischen Fakultät und der Rektor der Universität Göttingen seit dem 8. August 1924 mehrfach erfolglos, dem Privatdozenten Wolff einen Lehrauftrag für niederdeutsche Sprache und Literatur zu verschaffen. In ihren Schreiben an den Minister für Wissenschaft und Volksbildung griffen sie in den folgenden Jahren auf eine Vielzahl von Argumenten zurück. Neben Wolffs fachlicher Begabung und seinen Lehrerfolgen betonten sie immer wieder die Bedeutung seines Vaters für die Universität Göttingen. [1] Dieser sei „die zuverlässigste und heute unentbehrlichste Stütze unserer Universität“, [2] und „ein wehes Gefühl überkommt uns, zu sehen wie durch die erfolgte Ablehnung in seinem Sohn auch der Vater, dieser um unserer Universität wie ganz wenige verdiente Mann mit getroffen wird.“ [3] Obwohl eine erneute Ablehnung im Juni 1927 laut Ministerium „nur aus äußerster Notlage“ [4] erfolgt sei, wurde Wolff erst nach zwei weiteren Gesuchen am 8. August 1928 in Göttingen zum nicht beamteten außerordentlichen Professor für niederdeutsche Sprache und Literatur ernannt. [5]

Im Folgenden lehrte Wolff als außerordentlicher Professor an der Universität Göttingen und am Herder-Institut in Riga (1931-32). Darüber hinaus übernahm er 1936/37 die Vertretung des Lehrstuhls für Deutsche Philologie an der Universität Marburg (1936/37). 1937 wurde Ludwig Wolff als Nachfolger Karl Helms zum ordentlichen Professor für Deutsche Philologie ernannt, obwohl zunächst Helmut de Boor an erster Stelle vorgeschlagen worden war. [6] In einem Brief der Philosophischen Fakultät an den ‚Herrn Reichs- und Preußischen Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung‘ am 13. Juni 1936 heißt es:

[Ich] bitte [...] im Namen der Philosophischen Fakultät, die Berufung von Professor Dr. de Boor mit Rücksicht auf seine hohen wissenschaftlichen Leistungen ganz besonders in Auge zu fassen und nur im Ablehnungsfalle Professor Wolff den Lehrstuhl anzubieten. [7]

 

In einem Brief des Rektors der Universität Göttingen an den Rektor der Universität Marburg wird Wolff als ein „älterer und erfahrener Dozent“ beschrieben. „Als solcher verfügt er über ein großes Ansehen. Ich darf hervorheben, daß er auch als guter Kenner der germanischen und altnordischen Verhältnisse hervorgetreten ist.“  [8]

In Marburg lehrte Wolff ohne Unterbrechung bis zu seiner Emeritierung 1960 und übernahm zudem mehrmals die Vertretung des Lehrstuhls Hennig Brinkmanns an der Universität Frankfurt am Main (1.-3. Trimester 1940 und WiSe 1943/44). Brinkmann schien mit Wolff sehr zufrieden zu sein, da er ihn 1943 vorab persönlich ansprach, ob er eine neuerliche Vertretung übernehmen würde, und sich im März 1945 erbost darüber zeigte, dass jemand anderes seine Studentinnen geprüft hatte, da Wolff für eine Vertretung nicht verfügbar gewesen war. [9]

Ich muss darin eine Benachteiligung meines Faches und meiner Stellung sehen. Um sie zu vermeiden, war ja in unseren Besprechungen während des Sommers die Vertretung durch Prof. Wolff vorgesehen worden, die dann durch die Erschwerung der Verkehrsbindung nicht zustande kam. [10]

 

Neben seinen Pflichten als ordentlicher Professor für Deutsche Philologie und als Direktor des Germanischen Seminars an der Universität Marburg hat Ludwig Wolff eine Vielzahl von Aufsätzen und Rezensionen veröffentlicht sowie zwischen 1933 und 1955 mehr als 35 Einträge zum Verfasserlexikon beigetragen. [11] 

 

Kerstin Kümmerlin

 


[1] Vgl. Marburg, Universitätsarchiv [UAMar], Best. 310 Nr. 6511a, Bl. 17.

[2] UAMar, Best. 310 Nr. 6511a, Bl. 22.

[3] Ebd.

[4] UAMar, Best. 310 Nr. 6511a, Bl. 23.

[5] Vgl. UAMar, Best. 310 Nr. 6511a, Bl. 34.

[6] Vgl. UAMar, Best. 305a Nr. 4449: Brief der Philosophischen Fakultät der Universität Marburg an den Reichs- und Preußischen Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung am 13. Juni 1936.

[7] Ebd.

[8] UAMar, Best. 305a Nr. 4449: Rektor der August-Universität Göttingen an Seine Magnifizenz den Herrn Rektor der Philipps-Universität Marburg/Lahn am 18. Mai 1936.

[9] Vgl. Frankfurt, Universitätsarchiv [UAF], Abt. 134, Nr. 67, Bl. 17.

[10] UAF, Abt. 134, Nr. 67, Bl. 28.

[11] bzw. 48 Einträge, wenn man die Nachträge zu bereits veröffentlichten Artikeln hinzuzählt.