Im Blick der Nachwelt

„Die Wolfram von Eschenbach-Gesellschaft hat den Tod ihres Ehrenmitglieds und emer. ordentlichen Professors für germanische und deutsche Philologie an der Philipps-Universität Marburg Ludwig Wolff zu beklagen, der am 30. Juni 1975 in einer Gießener Klinik verstorben ist. [...] Den Ertrag seines lebenslangen Umgangs mit und seines Nachdenkens über Wolfram und sein erzählerisches Werk hat Wolff in vier Aufsätzen niedergelegt [...]. Sie gewähren einen Einblick und erlauben festzuhalten, wie das Wolframbild eines gründlichen Kenners seiner Dichtung aus der Gelehrtengeneration zwischen den beiden Weltkriegen ausgesehen hat. [...] Zu [Wolffs] treusten Begleitern hat Wolfram von Eschenbach gehört, wie er ihn verstanden hat: in seiner Dichtung den ‚Glanz des Schönen‘ über das ‚Unzulängliche‘ bereitend. Der hätte mit solchen Wirkungen seiner Kunst nach 750 Jahren wohl zufrieden sein können und – so abgeneigt er der Zukunft war – vielleicht sogar dem vollendeten Leben eines Buchgelehrten zugebilligt, daß es ein nütziu arbeit gewesen sei. Es war der Mühe wert.“

Edward Schröder: Ludwig Wolff †. In: Wolfram-Studien IV (1977), S. 7-9.

„L. Wolff war mehr als ein Stubengelehrter. So sehr ihn zeitlebens körperliches Leiden in enge natürliche Lebensbahnen zwang, so war er doch ein Mensch voller Kraft, vollen Mutes, und vollen Verantwortungsbewusstseins. [...] Wer seinen langen, tapferen Lebensweg, zuerst als Lehrer, allmählich als treuer Freund an sich vorüberziehen läßt, wird vor allem zweierlei an ihm sehen, seine Gelehrsamkeit und seine Güte, seine Offenheit und seinen von allem Argwohn freien Glauben an den guten Menschen. Er, Ludwig Wolff, war ein guter Mensch. Glücklich derjenige, der ihm nahegestanden hat.“

Heinrich Wesche: Ludwig Wolff. In: Klaus-Groth-Gesellschaft Jahresgabe 18 (1975/75), S. 62-63.